8:30 bis 12:30 Uhr
Georg Theunissen
Die Konzepte des Empowerments und Positive Verhaltensunterstützung (PVU)
Vorstellung der Konzepte des Empowerments und der Positiven Verhaltensunterstützung (PVU) und deren Bedeutung für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen.
Empowerment repräsentiert die ‚Stimme‘ behinderter Menschen. Wie können sie dazu befähigt werden, aktiv an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und ihre Rechte und Bedürfnisse zu vertreten?
Die PVU ist ein nachweislich wirksames Konzept zum Umgang mit (schwerwiegendem) herausforderndem Verhalten bei Menschen aus dem Autismus-Spektrum und/oder Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiver Behinderungen. Daher wird sie in führenden westlichen Industrienationen im Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen priorisiert.
Im Vortrag wird das Verständnis von herausforderndem Verhalten der PVU aufgegriffen, um zu einer „verstehenden Problemsicht“ zu gelangen. Ferner wird die Stärken-Perspektive herausgestellt, die dem Konzept der PVU einverleibt ist. Dieses unterscheidet drei Präventions- und Interventionsstufen, welche für die Praxis erläutert werden. Ein zentrales Ziel der PVU ist die Erhöhung von Lebensqualität, was das Zusammenwirken von kontextbezogenen Maßnahmen und personenzentrierten Interventionen erfordert.
Georg Theunissen ist einer der bekanntesten und führenden Heil- oder Sonderpädagogen im deutschsprachigen Raum. Er war Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik bei kognitiver Beeinträchtigung und Pädagogik im Autismus-Spektrum an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er ist Vertreter des Empowerment-Konzepts, das er für die Behindertenarbeit aufbereitet und bekannt gemacht hat.
Die von ihm repräsentierte Positive Verhaltensunterstützung (PVU) nimmt in seinen Arbeiten einen wichtigen Stellenwert ein. Die PVU gilt als ein nachweislich wirksames Konzept zum Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Herausfordernden Verhaltensweisen oder Problemverhalten bei Menschen aus dem Autismus-Spektrum und/oder mit Lernschwierigkeiten.
12:30 bis 13:30 Uhr
Mittagessen im Haus der Begegnung
13:30 bis 15:00 Uhr
Irmgard Willinger-Luger & Georg Matzak
Das Schema der emotionalen Entwicklung und die Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik (SEED)
Menschen mit Behinderungen zeigen selten nur Verzögerungen im kognitiven Bereich, meist ist auch die sozio-emotionale Entwicklung betroffen. Das Verhalten und die Bedürfnisse eines Menschen werden aber maßgeblich von seinem emotionalen Entwicklungsstand beeinflusst. Es hängt z.B. vom emotionalen Entwicklungsniveau ab, ob und wie sich ein Mensch bei Aggressionen regulieren kann oder wie intensiv er Betreuungspersonen braucht, um sich sicher zu fühlen. Wird das emotionale Entwicklungsalter in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen nicht berücksichtigt, kann dies schwerwiegende Verhaltensweisen und psychische Störungen nach sich ziehen. Das kann wiederum Folgen haben, wie z.B. psychopharmakologische Behandlungen, unnötige Krankenhausaufenthalte oder die gesellschaftliche Ausgrenzung.
Im Vortrag wird die Bedeutung der Berücksichtigung emotionaler Entwicklungsaspekte betont, um einen ganzheitlichen Blick auf Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen. Dadurch lassen sich herausfordernde Verhaltensweisen besser verstehen und pädagogisch-therapeutische Maßnahmen umsetzen.
Irmgard Willinger arbeitet seit 17 Jahren in der Lebenshilfe Vorarlberg GmbH und ist Leiterin der psychosozialen Beratungsstelle in der Einrichtung. Sie engagiert sich seit Jahren im UK-Multiplikatorenteam und bringt Erfahrungen aus der Arbeit mit Menschen mit Herausfordernden Verhaltensweisen mit.
Georg Matzak ist Geschäftsbereichsleiter der Lebenshilfe Vorarlberg GmbH / Mobile Dienste. In seiner Berufslaufbahn sammelte er Erfahrungen in unterschiedlichen Einrichtungen der Behindertenhilfe in Tirol und Vorarlberg, sowie in verschiedenen medizinischen Bereichen an der Universitätsklinik Innsbruck. Zusatzausbildungen wie z.B. der Deeskalationstrainer nach PoDeMa, der Practitioner nach Marte Meo und der Moderator für Persönliche Zukunftsplanung und eine Mediationsausbildung tragen zu seinem Fachwissen bei.
15:00 bis 15:30 Uhr
Pause
15:30 bis 17:00 Uhr
Sandra Guggenberger
Die Relevanz von Situations- und Sprachverständnis für eine klient:innenzentrierte Kommunikation
„Er weiß es ganz genau, nur manchmal mag er nicht. Das ist so mühsam!“ „Sie hat das schon verstanden, dass sie das nicht machen soll. Das tut sie mir zufleiß!“ Anhand solcher Aussagen wird deutlich, dass wir als Bezugspersonen von Kindern ohne ausreichende lautsprachliche Kompetenzen häufig auf die Interpretation von Verhaltensweisen des Kindes angewiesen sind. Gerade in Hinblick auf das Situations- und Sprachverständnis sind die kommunikativen Kompetenzen des Kindes oft nur schwer greifbar. Um dem (autistischen) Kind hinsichtlich der rezeptiven Anforderungen gerecht zu werden, gilt es in der Arbeit mit Angehörigen und Betreuungspersonen einen Fokus auf die Sicherung von Situations- und Sprachverständnis zu legen.
Sandra Guggenberger ist von ihrem Grundberuf Logopädin und leitet seit Herbst 2023 den Bachelorstudiengang Logopädie an der fh gesundheit in Innsbruck. Sie blickt auf 13 Jahre Berufserfahrung mit Menschen im Autismus-Spektrum und Menschen mit komplexen Behinderungen zurück. Im Bereich Kommunikation und Interaktion mit Kindern im Autismus Spektrum mit Bedarf an Unterstützter Kommunikation liegt ihr Forschungsschwerpunkt. Vor ein paar Jahren legte sie den Grundstein für das Elternprogramm CALMA, welches sie aktuell im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der LMU München weiterentwickelt.